Die Kastration bei Katzen
Immer wieder muss ich erfahren, wie wenig die Menschen über die Kastration von Katzen – und ich meine hier Kätzinnen und Kater – aufgeklärt sind. Wirklich oft höre ich, dass eine Katze – und auch hier meine ich wieder Kätzinnen und Kater – nicht kastriert werden braucht. Meist ist die Begründung: „Einen Hund kastriere ich doch auch nicht und überhaupt ist eine Kastration ein Amputation eines Körperteiles und somit gar nicht erlaubt.“ Viele meine, dass, wenn überhaupt, eine Sterilisation ausreichend ist.
Kastration – medizinische Notwendigkeit oder Körperverletzung?
Ich möchte hier aufklären und die Notwendigkeit einer Kastration bei der felinen Art (also bei ALLEN Katzen) darlegen. Anders als beim Hund, bei dem eine Kastration NUR beim Vorliegen einer medizinischen Indikation durchgeführt werden darf, ist die Kastration bei Katzen notwendig und für Freigänger sogar in vielen Städten und Gemeinden inzwischen Pflicht. Wer sich darüber informieren möchte, schaut am besten auf diese Seite von TASSO e. V., hier sind alle Städte und Gemeinden mit Kastrationspflicht aufgelistet.
Neben der Unterbindung der Fortpflanzungsfähigkeit verhindert eine Kastration bei Katzen schwerwiegende gesundheitliche Probleme, die bei weiblichen Katzen auch zum Tod führen können (z. B. Pyometra) und natürlich das Harnmarkieren bei Kater und Kätzinnen (Ja, auch weibliche Katzen können markieren, wenn sie nicht kastriert sind!).
Was ist eine Kastration?
Mit der Kastration wird die weitere Produktion von Hormonen und somit die Fortpflanzungsfähigkeit und das typische Sexualverhalten der Katze unterbunden. Dabei werden die „Keimdrüsen“ des Tieres entfernt. Diese sind beim Kater die Hoden, bei der Kätzinnen die Eierstöcke. Zusätzlich sollte bei weiblichen Katzen auch die Gebärmutter entfernt werden, da in der Gebärmutterschleimhaut geringfügig Hormone produziert werden, die dann bei einem Mädchen zu Rolligkeitssymptomen führen können. Man kastriert also männliche als auch weibliche Tiere.
Was ist eine Sterilisation?
Bei einer Sterilisation verhindert man, dass Samen oder reife Eizellen im Körper transportiert werden, Hoden und Eierstöcke bleiben dabei erhalten. Man durchtrennt dabei die Samen- oder Eileiter. Weil die „Keimdrüsen“ im Körper verbleiben, werden Kätzinnen weiterhin rollig (mit allen damit verbundenen Risiken) und Kater bleiben kampflustig (mit allen damit verbundenen Risiken). Ihr Urin wird weiterhin streng riechen.
Sowohl für die Kastration als auch die Sterilisation ist bei beiden Geschlechtern eine Vollnarkose notwendig. Beachte hier unbedingt das spezielle Narkoserisiko bei Pointkatzen wie der Heiligen Birma. Dem Thema Narkoserisiko widme ich eine Extraseite auf dieser Website. Bei Kätzinnen muss der Bauchraum geöffnet werden. Der Operationsaufwand ist bei beiden Methoden (Kastration – Sterilisation) identisch.
Was ist besser: Kastration oder Sterilisation?
Nun, es kommt ganz darauf an, wie man sich ein gesundes und langes Katzenleben vorstellt!
Weibliche Katzen werden kastriert, damit sie…
- … sich nicht vermehren können
- … keinen bösartigen Brustkrebs bekommen
- … nicht an von Hormonen bedingten Knochenmarkschäden durch Eierstockzysten leiden
- … keine lebensbedrohlichen Gebärmuttererkrankungen (Pyometra) bekommen
Männliche Katzen werden kastriert damit sie …
- … sich nicht vermehren
- … in der Wohnung nicht mit übel riechenden Urin markieren
- … nicht ständig Revierkämpfe mit anderen ausfechten und sich dabei verletzen
- … nicht an stressbedingten Erkrankungen wie FeLV, FIV und FIP versterben (Revierkämpfe sind purer Stress)
Mit einer Sterilisation erreichst du lediglich, dass deine keine Nachkommen mehr zeugen und gebären kann, mehr aber auch nicht.
Mit einer Kastration hingegen hat deine Katze die Chance auf ein deutlich längeres und vor allem gesundes Katzenleben, ohne Gebärmuttervereiterung und Brustkrebs, ohne Verletzungen wegen liebestoller Kater, ohne stinkendes Markieren. Und nicht vergessen, durch die Kastration hast du wesentlich mehr Harmiemonie in der Katzengruppe und zwischen Mensch und Tier.
Verändert eine Kastration den Charakter einer Katze?
Darauf hab ich nur eine Antwort: „JA!“
Aber sie verändert den Charakter eindeutig im positiven Sinne! Deine Katzen werden wesentlich anhänglicher und verschmuster, ausgeglichener und du hast einfach mehr Freude mit und an deinen Tieren. Kastrierte Katzen haben wieder Lust auf ein gemeinsames Spiel und viele Streicheleinheiten mit ihrem Menschen.
Nicht kastrierte Katzen und Kater werden mit Eintreten der Geschlechtsreife ihrem Fortpflanzungstrieb folgen.
Ein Kater wird unruhig, er “sucht” ständig nach einer paarungsbereiten Katze, er mauzt in höchsten Tönen, wird früher oder später mit dem Urin-Markieren beginnen, und er wird jede rollige Katze im Umkreis von mehreren hundert Metern wahrnehmen und dies lauthals kundtun. Nicht nur, dass dieses Verhalten uns Menschen ziemliche Nervenstärke abverlangt, auch für den Kater ist es Stress pur. Denn die Natur verlangt von ihm Aktivität. Dieses Paarungsverhalten kann er nicht unterdrücken. Es ist kein „Ungehorsam“, kein „schlechtes Benehmen“. Es ist Teil seiner biologischen Aufgabe und seines normalen Sexualverhaltens.
Eine Katze wird mit Eintreten der Geschlechtsreife rollig. Das ist die Zeit, in der sie paarungsbereit und befruchtungsfähig ist. Die Rolligkeit dauert etwa 7 Tage. Wird die Katze nicht gedeckt, dann wiedeholt sich ihre Rolligkeit in immer kürzer werdenden Abständen und immer längerer Rolligkeitsdauer. Früher oder später führt dies zur Dauerrolligkeit. Dieser Zustand ist nicht nur eine Qual für unsere Nerven (auch Katzen können extrem laut dabei sein und auch Katzen können mit Urin markieren), sondern es ist auch eine Qual für die Katze. Schließlich kann eine nicht gedeckte, ständig rollende Katze Geschwüre an Gebärmutter und Eierstöcken entwickeln, die auch bösartig sein können. Auch nimmt die Katze stetig ab und schaut krank und abgemagert aus.
Hinweisen möchte ich, dass die die Gabe der Katzenpille keine Lösung bzw. Alternative zur Kastration ist. Die regelmäßige Einnahme der Katzenpille produziert ebenfalls schwerwiegende Pyometras. Deshalb kann die Katzenpille bestenfalls nur ein vorübergehende Notlösung bis zur Kastration der Katze sein.
Werden kastrierte Katzen dick?
Diese Frage muss ich mit „Nein, wenn …“ beantworten.
Du als Katzenhalter trägst die Verantwortung dafür, ob deine Katze nach der Kastration auf geht wie ein Hefekloß oder nicht. Lege bitte größtes Augenmerk auf eine gesunde und „bedarfsgerechte“ Fütterung. Richtig ist, dass der deiner Katze Stoffwechsel sich durch die fehlenden Hormone verändern wird. Der Katzenkörper benötigt dadurch weniger Kalorien als vor der Kastration.
Deshalb gilt für Katzen: Sie wird ausschließlich vom Fressen und NUR vom Fressen dick! Nicht durchs Kastrieren, nicht durch weniger Bewegung, nicht durch jedwede noch so fantasievolle Ausrede!
Bei der regelmäßigen Gewichtskontrolle, die jeder Katzenhalter durchführen sollte, wirst du feststellen, dass deine Katze nach der Kastration einige Gramm zunehmen wird. Das ist normal und unbedenklich. Bei übergewichtigen Katzen kann man die Rippen und Rückenwirbel nur noch mit Mühe ertasten. Fühlst du beides nicht mehr, ist deine Katze stark adipös.
Ein konkretes Gewicht, was eine kastrierte Katze wiegen darf, kann ich dir hier leider nicht nennen. Denn es gibt bei jeder Rasse doch recht große Toleranzschwellen.
Eine Britisch Kurzhaar mit einem hängenden Fettgewebe am Bauch ist nicht übergewichtig, so lange du Rippen und Wirbel gut ertasten kannst. Die hängende Fettfalte am Bauch hat andere Ursachen uns ist auch bei sehr schlanken Briten vorhanden.
Wenn du ganz sicher sein willst, auch für deine Katze kannst du den Body-Maß-Index, kurz BMI berechnen lassen. Gehe hierzu auf die Seite einer Tierhomöopathin in der Schweiz.
Der richtige Zeitpunkt für die OP
Hier gibt es zwei verschiedene Meinungen. Ich möchte meine Meinung hier außen vor lassen, sondern lediglich das Für und Wider nennen:
Die Frühkastration oder auch vorpubertäre Kastration:
Die Kastration erfolgt bereits im Alter ab 12 Wochen, noch vor Eintreten der Pubertät (etwa 5. Monat). Viele Studien belegen, dass diese frühe Kastration nicht schädlich ist und keine Wachstumsstörungen hervorruft. Es wird auch davon ausgegangen, dass bei freilaufenden Hauskatzen die Frühkastration das einzig wirksame Mittel zur Eindämmung der Katzenpopulation ist. Geht man davon aus, dass zwei Hauskatzen pro Jahr gemeinsam acht Jungtiere zeugen, so ergibt das in 8 Jahren eine stattliche Anzahl von 800.000 Katzen. Hier ist Frühkastration auch ein Mittel, überfüllte Tierheime und Tierleid einzudämmen. Außerdem verringert die Frühkastration von Hormonen abhängige, medizinische Probleme, reduziert aggressives Verhalten, Urin markieren, Wildern und Verhaltensstörungen. Bis heute gibt es rein statistisch kein erhöhtes Risiko von Harnröhrenproblemen, keine Narkoseprobleme, keine verminderte Knochenbelastbarkeit und keine verringerte Immunabwehr.
Trotzdem sind unter uns Züchtern Fälle bekannt, wo es während der Frühkastration zu Komplikationen oder sogar zum Tod der Tiere kam. Ob dies nun auf die Narkose oder auf andere gesundheitliche Störungen oder gar katzenspezifische Gründe zurückzuführen ist, bleibt nicht nachweisbar.
Die Kastration nach der Pubertät
Dies ist immer noch der üblichere Zeitpunkt zur Kastration, besonders bei Wohnungskatzen. Hier wird die Kastration zwischen dem 6. und 12. Lebensmonat meist auch Bestandteil des Kaufvertrages sein. Auch in unserer Cattery handhabe ich das genauso. Bei den von uns gezüchteten Rassen ist nicht zu beobachten, dass die Katzen bis zu ihrer Kastration im Alter von ca. 9 Monaten aggressiver sind als frühkastrierte Katzen. Auch ist der Drang nach Freiheit längst nicht so ausgeprägt wie bei Hauskatzen. Kater beginnen kaum in so frühem Alter zu markieren und auch Kätzinnen sind meist erst nach dem 9. Lebensmonat das erste Mal rollig.
Zum Zeitpunkt der Kastration, idealer Weise im 9. Lebensmonat, sind die inneren Geschlechtsorgane gut ausgebildet. Auch evlt. noch nicht abgestiegene Hoden sind zu diesem Zeitpunkt im Skrotum. Ausnahmen bilden Hoden, die sich noch im Bauchraum oder gar Nierenbecken befinden. Diese Hoden muss der Tierarzt während der Kastration unbedingt mit entfernen, was für den Kater einen Bauchschnitt zur Folge hat.
Falsch ist die Annahme, dass Kätzinnen vor der Kastration einmal gerollt haben müssen.